Diese Frage taucht ständig auf und wird im rechten Lager kontrovers diskutiert. Sieferle liefert in seinem Buch “Konservative Revolution” eine Antwort, die die Frage destruiert.
Binäre Struktur vs Triade
“Links vs Rechts”, stellen ein binäres System dar. Die Moderne kennt aber mit ihren 3 großen Ideologien, Liberalismus, Sozialismus und Konservativismus eine Triade, ein Dreieck dar. Der NS bewegt sich, wie alle politischen Ideologien der Moderne in diesem Spannungsfeld. Die Einteilung als “rechts” oder “links” wird damit schwierig. Auch die Zuordnung auf einer temporalen Achse als “reaktionär” oder “modernistisch” ist wie Sieferle zeigt, kompliziert. Hier werden normative (modern = gleich positiv, fortschrittlich, humanistisch, etc) und deskriptive (modern = aktuell und abgesetzt von status quo und Vergangenheit) Modernedefinitionen wild vermischt. Der NS hatte archaische Elemente, war aber, wie Dahrendorf nachwies zugleich ein spezifisch deutscher “Vorstoß” in die Moderne. Die Technikbegeisterung des NS, gerade Hitlers der sich selbst “Narr der Technik” nannte, ist mit der technikritischen Grundstimmung des Großteils der Konservativen Revolution, von Heidegger über Klages bis Sombart, Spengler und Jünger (Friedrich Georg und später auch Ernst) kaum vereinbar. Doch auch die Konservative Revolution hatte ein modernistische Schlagseite.
Ihr Konservativismus war bereits durch Nietzsche gegangen und “revolutionär” geworden. Viele der alten Ideen vorrangiger Stadien des Konservatismismus sind dabei auf der Strecke geblieben. Vor allem der romantische und reaktionäre Konservativmismus werden in der völkischen Bewegung wirksam. Gleichzeitig mischen sich Futurismus, Voluntarismus, Lebensphilosophie und schließlich die Willensmetaphyisk und der “Stilfaschismus” in das Gemenge. Incipit, die 3. politische Theorie.
Der Ausdruck von Jeffry Herf “reactionary modernism” ist aus meiner Sicht dafür recht brauchbar, wenngleich Sieferle auch hier den Modernebegriff kritisiert.
Im Spannungsfeld der Weimarer Triade oszillierte der NS jedenfalls zwischen dem Pol der KR und dem Pol des Sozialismus. Heute werde von den Erben des Sozialismus und Liberalismus zu Unrecht alle Strömungen der KR zugerechnet. Das ergibt sich der Enge der Retroperspektive. Sieferle:
“Umberto Eco hat einmal zu Mönchskontroversen des Mittelalters bemerkt, es sei für den heutigen Betrachter kaum mehr auszumachen, worum es dabei eigentlich gegangen sei. Alle sagten sie dasselbe, und doch haben sie sich gegenseitig als Ketzer verbrannt. In der Retrospektive rücken die Standpunkte enger zusammen, als es die Zeitgenossen für möglich gehalten hätten. (Sieferle: Konservative Revolution, S.26)
Eine objektive Beurteilung der KR wird es nach Sieferle erst geben, sobald die “Schlacken der politischen Identifikation” (S.27) verschwunden, NS und KR in die “Gleichgültigkeit der Geschichte zurückgesunken”und damit zum “Gegenstand historischen Verstehens, das heißt der Differenzierung gemacht werden können”. (oa S.27) Ähnlich war die Historisierung des Mongolensturms, Napoleons, der Hussiten und Neros erst möglich, als diese Personen und Mächte jede Macht und Bedeutung verloren hatten.
Sieferle versucht diese objetive Einteilung und entwirft die Weimarer Triade.
Wir sehen hier 3 Pole, die den 3 Ideologien der Moderne entsprechen.
”Für die Weimarer Republik lassen sich in diesem Sinne idealtypisch drei Grundpositionen unterscheiden, welche die Grenzen dieses Kräftefeldes markieren: humanitärer Liberalismus, marxistischer Sozialismus und Konservative Revolution. Für die Beschreibung ihrer Konstellation bietet sich ein triadisches Schema an, gekennzeichnet von drei Extrempunkten, zwischen denen die eigentliche politisch-ideologische Landschaft liegt. Das katholische Zentrum etwa befände sich dann tatsächlich in der Mitte.”
”Rechts” und “links” ergeben in dieser Triade wenig Sinn. Dennoch ist aus Sicht jedes Pols, das Dreieck eine binäre Struktur. Man selbst ist auf der “richtigen”, die beiden Konkurrenten auf der “falschen” Seite, was sie verbindet und es ermöglicht sie aufeinander zu reduzieren. Sieferle beschreibt, dass den
“jeweiligen Extremposition aus polemisch eine innere Ubereinstimmung der beiden Gegenpositionen unterstellt werden kann. Aus der Perspektive des humanitären Liberalismus handelt es sich beim marxistischen Sozialismus wie auch bei der Konservativen Revolution um programmatische Formen des Totalitarismus. Aus der Perspektive des marxistischen Sozialismus haben humanitärer Liberalismus wie auch Konservative Revolution gemein, daß es sich bei ihnen um programmatische Formen bürgerlicher Herrschaft handelt.Aus der Perspektive der Konservativen Revolution sind humanitärer Liberalismus wie auch marxistischer Sozialismus programmatische Formen der universalistischen Auflösung einer nationalen Gemeinschaft.” (oa S.29f)
Dieselben Mechanismen finden auch heute noch statt. Rechte uns Konservative leiden dabei aber unter akutem Selbstverlust und ideologische Bodenlosigkeit. Transatlantische LibKons werden teilweise zu unbedachten Totalitarismuskritikern, wie in diesem Strang gut nachgezeichnet wird. (Benoist liefert in seinem Buch “Totalitarismus” eine bedachte, neurechte Totalitarismuskritik)d
https://twitter.com/DettmannSimon/status/1783172442522882115
Ein anderer Teil übernimmt ebenso unbedacht die 1924 von Grigori Sinowjew kreierte Sozialfaschismusthese, mit der die religiös-mystische Karriere des Begriffs begann. Faschismus steht für das metaphysische Böse, bzw einen Mangel des Guten.
Er lauert überall und kann, wenn man sich der “dunklen Seite” ergibt, alles in sein schwarzes Licht tauchen. Der Öko wird zum “Ökofaschist” der Moslem zum “Islamofaschist” und der Linke zum “Linksfaschist”, etc. (Jürgen Elsässer lieferte unlängst einen fundierteren Versuch den Faschismus als deskriptiven Begriff für das heutige System zu rehabilitieren.)
Der NS wird aus dieser Sicht zum “Fascho-Faschismus” zur Essenz und Destillationsform des Bösen. Kein Wunder, dass sich Linke und Rechte diesen schwarzen Peter zuschieben wollen und Boomer der unwiderstehlichen Drang verspüren den Antifas ein erlösendes “Nazis raus” entgegenzurufen. Wer dieses Spiel mitspielt unterwirft sich jedoch natürlich der Sprachregelung der Metamoral des Gegners. Anstatt das Böse als moralische Kategorie anhand abstrakter Eigenschaften in jedem Pol des Dreiecks zu orten, wird es in einer plumpen Reifikation mit dem Konservativismus identifiziert.
Der Versuch den NS als “links” zu deuten, ist nichts anderes als dieses Kainsmal des Bösen im ideologischen Dreieck in den Pol des linken Lagers zu schieben. (Verschwörungstheoretische Ansätze, die die Finanzierung des NS durch liberale Kreise und die Beliebtheit der Eugenik in liberalen Staaten der Zwischenkriegszeit betonen versuchen dasselbe in Richtung eines anderen Pols.)
Dieser Versucht ist ideengeschichtlich ebenso abenteuerlich wie anbiederisch. Es ist der ultimative Cuck-Move. Dass man Linke damit “triggert” wenn man sie als “Nazis” bezeichnet mag sein. Man würde auch Muslime damit “triggern” wenn man ihnen bid'ah und shirk vorwirft. Aber indem man das täte würde man ihre Religion und ihr Wertesystem akzeptieren und stärken. Dass Rechte Linken diesen Liebesdienst nicht tun sollten, versteht sich von selbst.
Das Fazit des Gesprächs bestand am Ende aus der Feststellung, daß eine Atomisierung der Gesellschaft droht. Hierzu habe ich ein vielsagendes Zitat des ehemaligen langjährigen Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses (WJC), eines der führenden Zionistenen seiner Zeit. Nahum Goldmann schrieb bereits 1915: „Man kann den Sinn und die historische Mission unserer Zeit in einem Zusammenfassen: ihre Aufgabe ist es, die Kulturmenschheit neu zu ordnen, an die Stelle des bisher herrschenden gesellschaftlichen Systems ein neues zu setzen [...] Alle Um- und Neuordnung besteht nun in zweierlei: in der Zerstörung der alten Ordnung und dem Neuaufbau der neuen [...] So besteht denn die erste Aufgabe unserer Zeit in der Zerstörung: alle sozialen Schichtungen und gesellschaftlichen Formungen, die das alte System geschaffen hat, müssen vernichtet, die einzelnen Menschen müssen aus ihrem angestammten Milieu herausgerissen werden; keine Tradition darf mehr als heilig gelten; das Alter gilt nur als Zeichen der Krankheit; die Parole heißt: was war muß weg. Die Kräfte, die diese negative Aufgabe unserer Zeit ausführen, sind: auf dem wirtschaftlich-sozialen Gebiet der Kapitalismus, auf dem politisch-geistigen Gebiet die Demokratie. Wieviel sie bereits geleistet haben, wissen wir alle; [...] Dann aber erhebt sich die andere, größere und schwierigere Aufgabe: der Aufbau der neuen Ordnung. Die Glieder, die nun aus ihren alten Verwurzelungen und Schichtungen herausgerissen sind [...] müssen nun zu neuen Formungen und Kategorien geschlossen werden [...] ein neues pyramidales, hierarchisches System muß errichtet werden.“ (N. Goldmann: Der Geist des Militarismus. S. 37f.) Dieses Zitat wirft ein grelles Licht auf die Verschwörung, die zum Ersten Weltkrieg führte und erklärt zugleich die Frage, die in dem Gespräch zwischen Martin Sellner und Manfred Kleine-Hartlage auftauchte, wieso jemand sich einbildet die Gesellschaft neu formen zu müssen.
Ich habe mir nun auch das ganze Video auf Rumble angeschaut. Besonders überrascht hat mich, daß Manfred Kleine-Hartlage die Analogie des EU-Parlamentsgebäudes mit dem Turmbau zu Babel nicht kannte. Die Ironie dieser Analogie zeigt dem Eingeweihten schon, welche Interessen zur Gründung der EU geführt haben. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Ähnlichkeit der EU-Flagge mit der ersten Flagge der USA, oder dem Wappen der Großloge von Europa. Dies sind gewiß keine Zufälle. Die Flagge der EU war von dem Juden, Paul M. G. Lévi, geschaffen worden, der damals Leiter des Informations- und Pressedienstes im Europarat war. Die zwölf Sterne auf der Flagge stehen für die zwölf Stämme Israels, wie Lévi in einem Fernseh-Interview zugegeben hat:
https://www.cvce.eu/de/obj/beitrag_von_paul_m_g_levy_zur_schaffung_der_europaischen_flagge-de-6d23210b-865d-4f02-b2ca-2c30b9ed0588.html
Manfred Kleine-Hartlage sagte an einer Stelle des Gesprächs, der Versuch zur Schaffung weltweiter Machtstrukturen sei ein Totalitarismus neuen Typs. Leider scheint er, wie viele andere Intellektuelle, den Zionismus nicht erkannt zu haben, oder nicht sehen zu wollen. Wie bereits Jahrzehnte zuvor die Gründung der Sowjetunion, stellt die Gründung der EU einen weiteren Versuch zur Erlangung der Weltherrschaft durch die Zionisten dar. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Gründungserklärung der Sowjetunion und den darin enthaltenen Weltmachtanspruch. Weniger bekannt ist der Weltmachtanspruch der EU. Der Gründer der Paneuropa-Bewegung, Graf R.N. Coudenhove-Kalergie hat in einem seiner Bücher das eigentliche Ziel der EU genannt: „Die Vision eines größeren Europas, eines wahren Paneuropa – von Wladiwostok nach San Francisco – ist das Vermächtnis der alten Paneuropa-Bewegung an die junge Generation.“(Paneuropa 1922 bis 1966, Seite 103.) Die Analogie zu dem Turmbau zu Babel besteht darin, daß die Zerstreuung der atomisierten und entwurzelten Menschen dafür sorgt, daß die Nationen sich auflösen und in dem Weltstaat aufgehen.