Heideggers Todesanalyse in Sein und Zeit
Text aus einem phänomenologischen Seminar ca. 2013
Nachdem Heidegger im ersten Abschnitt seiner epochemachenden Fundamentalontologie des Daseins, weitgehend nach der husserlschen Phänomenologie vorgegangen ist (abgesehen davon, dass er sie nicht über die Existenz selbst stellt), richtet sich seine Absicht nun auf ein weiteres Feld. Er hat vorher das Dasein in all seinen Facetten, als alltägliches, unmittelbar erfahrenes analysiert und dabei sein Wesen als Existenz, als „verstehendes Seinkönnen“ (GA 2, 231), dem es immer schon nach seinem je eigenen Sein geht, offengelegt. Es ist als Dasein, das einzige Seiende, das nach seinem Sein fragen kann und damit auch niemals ein bloßes Vorhandensein. Es wird in der „hellen Nacht des Nichts“ mit der Sorge konfrontiert. Diese Sorge als Ganzheit, die das Strukturganzen des, als „in-der-Welt-Sein“ analysierten Daseins, umschließt, soll nun näher betrachtet werden. Heidegger will eine „ursprüngliche Interpretation“ unternehmen, die sich auf das Ganze des Daseins richtet. Die Sorge kann in der Alltäglichkeit des Daseins, von der die phänomenologische Untersuchung ausgehen muss, um nicht zu spekulieren, aber nicht das Ganze erfassen.
Das Ganze des Daseins, kann nur erfahren werden, indem man es definiert, es umgrenzt also und umreißt. Aber wie können wir derart aus uns selbst heraustreten, um uns selbst zu definieren und abzugrenzen? Das geht eben gerade nicht und Heidegger bleibt auch hier der „Ersten Person Perspektive“ der Phänomenologie treu. Er erkennt den Tod als unausweichliche Grenze unseres „In der Welt seins“ (GA 2, 234), der uns aber immer subjektiv und hier und jetzt betrifft. Über den Tod erfahren wir also eine Grenze des Daseins, ohne es zu abstrahieren oder es von einem vermeintlichen Punkt „außerhalb“ zu vergegenständlichen.
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