Faye vs Krah: Wider den Ethokommunitarismus
Krahs Idee des "Ethnopluralismus in einem Land" ist nichts Neues. Sie wurde bereits 1998 von Guillaume Faye widerlegt.
Bereits die Idee des Ethnopluralismus, trägt den Keim des Missverständnisses in sich. Gewissen Theoretiker der Nouvelle Droite in Frankreich kapitulierten bereits in den 90er Jahren vor der Ersetzungsmigration. Sie fusionierten Ethnopluralismus, die antiuniversalistische Vision einer heterogenen Welt relativ homogener Völker, mit dem Kommunitarismus. Viola - die Vision eines multikulturellen Gartens im eigenen Land. Deutschland blieb bis dato von dieser Irrlehre verschont. Nun wird sie als revolutionäres Konzept präsentiert, das zeitgleich die Remigration obsolet machen und den liberalen “civic nationalism” überwinden soll. Bereits 1989 fand Faye in seinem Buch “Archäofuturismus” die richtigen Worte für diesen Irrtum:
“Ethnopluralismus hatte ursprünglich eine implizit „äußere“ Bedeutung: Alle Völker sind verschieden und verdienen Respekt, doch jedes soll in seinem eigenen Land, in einer klar abgegrenzten ethno-kulturellen Sphäre leben und mit anderen kooperieren. Das implizierte die Ablehnung von Migrationsströmen nach Europa und die Zurückweisung der Vorstellung eines globalen ethno-kulturellen Schmelztiegels (tatsächlich ist nur Europa Ziel solcher Migration). Soweit, so gut – das ist eine konsistente Position.
Doch die Nouvelle Droite – siehe etwa Ausgabe 91 der Éléments vom März 1998 mit dem Titel „Die Herausforderung des Multikulturalismus“ – versuchte, den Begriffen Ethnopluralismus und Multikulturalismus eine „innere“ Bedeutung zu geben, die dem Ursprung widerspricht, z. B. durch die vehemente Verteidigung des islamischen Schleiers an Schulen. Indem sie die Existenz getrennter ethnischer Gemeinschaften auf europäischem Boden anerkennt, macht sie den Ethnopluralismus zum Vehikel einer tribalen, ghettoisierten (und völlig amerikanisierten) Gesellschaftsvision, die dem Sinn der Formel „jedes Volk in seinem Land“ diametral widerspricht. So wird der Ethnopluralismus verzerrt, um das Konzept europäischer Völker – ja überhaupt von „Volk“ – zu leugnen. Auch hier ist das Publikum verwirrt: Unsere usprünglichen Leser sind irritiert, während unsere Gegner dennoch nicht davon überzeugt werden, dass wir „politisch korrekt“ seien.”
Fayes Kritik ist gründlich und unnachgiebig. Dieser Irrtum unterschätzt:
”– sei es aus Altruismus oder Unkenntnis ethnischer und sozioökonomischer Prozesse – das katastrophale Ausmaß der demographischen Umwälzung durch die Masseneinwanderung nach Europa, einem Kontinent, der – im Gegensatz zu den USA – nur für innereuropäische Migration geeignet ist. Diese Katastrophe hat drei Dimensionen: rasche ethno-anthropologische Veränderung; Erosion der europäischen kulturellen Wurzeln (wofür der Amerikanismus weniger verantwortlich ist); und gravierende wirtschaftliche und soziale Rückschritte mit Armut und endemischer Kriminalität als Folge. Der heutige multikulturelle Diskurs der Nouvelle Droite wirkt wie eine Art Fatalismus: Er akzeptiert ethnische Fragmentierung, multethnische Gesellschaft und Einwanderung als unabwendbar – man müsse sich damit arrangieren. Das ist eine demobilisierende Haltung, unvereinbar mit einer Ideologie, die sich selbst als revolutionär versteht – und letztlich bloß „politisch korrekt“.
Multikulturalismus mit der Berufung auf Globalisierung und den Rückzug des Nationalstaates zu rechtfertigen – beides unbestreitbare Tatsachen –, ist ein Zeichen von Schwäche. Nur Europa und die Vereinigten Staaten sind Opfer der demografischen Kolonisierung aus dem Süden. Während die USA das verkraften können, ist Europa dazu nicht imstande. Weltweit erleben wir die Selbstbehauptung großer homogener ethnischer Blöcke – nicht multiethnischer „Kommunitarismen“. Die Vorstellung eines multikulturellen Planeten ist ein Disney-Traum, ein Irrtum der Pazifisten. Die Zukunft gehört den Völkern, nicht den Stämmen. Das 21. Jahrhundert wird Zeuge globaler ethnischer Kriege sein, und die Immigranten in Europa werden als „fünfte Kolonne“ eines aggressiven Südens dienen. Das ist keine Paranoia, das ist Geopolitik. In den Fußstapfen des migrationsfreundlichen Pazifismus der europäischen Linken zu wandeln, ist ein folgenschwerer Irrtum, der die Nouvelle Droite ins Verderben führen kann.
(…) Die Verrohung der Gesellschaft und der latente Hass vieler junger Immigranten auf die europäische Kultur stellen eine mittelfristige Bedrohung dar – das bestätigen auch zahlreiche unvoreingenommene amerikanische Soziologen. Warum wird das nicht anerkannt?
Die Nouvelle Droite entwirft ein Modell sozialer Harmonie in einer befriedeten multikulturellen Gesellschaft – pure Utopie. Jede multiethnische und multikulturelle Gesellschaft ist zugleich multirassistisch und „infra-xenophob“ – von Brasilien über das ehemalige Jugoslawien bis Algerien, Schwarzafrika und den Kaukasus. Multiethnizität in Frankreich wird explosiv sein – und nichts zu tun haben mit dem friedlichen Tribalismus, den Alain de Benoist und Charles Champetier (vgl. Éléments, Nr. 50) propagieren. Tribalismus ist nie friedlich. Ich wette, dass die Geschichte innerhalb von zehn Jahren – durch schmerzliche Erfahrungen – alle multikulturellen Träume selbst für Linke unbrauchbar machen wird.
De Benoist etwa wünscht „einen fruchtbaren Austausch zwischen klar voneinander abgegrenzten Gruppen“ (Éléments Nr. 50, S. 3) – ein in Europa kaum praktikabler Vorschlag, geboren aus der gleichen ideologischen Illusion, die in den 1950er Jahren in den USA die „ethnische Harmonie“ gegen den Schmelztiegel stellte. Ich denke, dass sowohl Assimilationisten (Jakobiner, Anhänger des Melting Pot) als auch Kommunitaristen irren. Eine Gesellschaft auf Basis ethnoterritorialer Koexistenz war, ist und bleibt unmöglich. Ein Land, ein Volk – das verlangt die menschliche Natur.
Ich stimme mit dem Antijakobinismus, Organismus und der polyzentrischen Sozialvorstellung meiner Freunde überein. Was ich ihnen vorwerfe, ist ihre Weigerung, anzuerkennen, dass die harmonische soziokulturelle Vielfalt, von der sie sprechen, nur unter verschiedenen, aber verwandten europäischen Völkern möglich ist. Warum glauben sie oder geben sie vor - als erklärte Europäer – zu glauben, dass in Frankreich eine „multikulturelle“ Koexistenz mit asiatischen, afrikanischen und arabisch-muslimischen Gemeinschaften möglich sei, die völlig außerhalb des europäischen Denkrahmens stehen? Wären sie konsequent, müssten sie das abstrakte republikanische Modell der erzwungenen Integration à la Madame Badinter verteidigen. In dieser Hinsicht ist der „Harmonie-Glaube“ der Nouvelle Droite widersprüchlich.
Sie beharren auf einem Paradigma, das physisch nicht umsetzbar ist – und geben sich dem Wunderdenken egalitärer Ideologien hin. Diese Nouvelle Droite hat ein illusionäres Bild vom Islam. Sie meint, der Islam könne in ein europäisches Modell von Harmonie und Toleranz integriert werden, ohne zu beachten, dass dieser Ultranmonotheismus eine von Natur aus erobernde, theokratische und antidemokratische Religion ist, die – wie de Gaulle voraussah – jede Kirche durch eine Moschee zu ersetzen sucht. Islam ist seiner Natur nach intolerant, ausschließend und anti-organisch. Die heutigen Denker der Nouvelle Droite glauben an das Gerede vom „französischen Islam“ und übersehen, dass sie der Strategie des Fuchses verfallen sind, wie Machiavelli sie beschreibt.
Obwohl sie sich auf Carl Schmitt berufen, wenden sie in der Praxis weder das Konzept des Ausnahmezustands (Ernstfall) noch das des objektiven Feindes an – also jenes, der einen allein deshalb bekämpft, weil man existiert.
Der Multikulturalismus und die pro-islamische Haltung der Nouvelle Droite gleichen objektiv den unbedachten Positionen des französischen katholischen Episkopats, der ebenfalls – aus Altruismus – an eine harmonische, ethnopluralistische Zukunft Europas glaubt. (…)
Ich werfe der Nouvelle Droite vor, sich einer Weltanschauung verschrieben zu haben, die durch ein zerstörerisches Konzept untergraben wird: den „Realismus“ – oft in Form eines entmutigenden Fatalismus.
Ich bin Nietzscheaner und mag das Wort „Realist“ nicht. Die Geschichte ist nicht realistisch. Der Kommunismus brach binnen drei Jahren zusammen – wer hätte das „realistisch“ vorhergesagt? In Heft 5 von Pierre Vials Zeitschrift Terre et Peuple beschreibt der Historiker Philippe Conrad die spanische Reconquista gegen afro-muslimische Invasoren – ein Beweis, dass es in der Geschichte keine „vollendeten Tatsachen“ gibt. Die Reconquista war ein unrealistisches, aber konkretes Unterfangen – und sie wurde vollendet.
Geschichte ist zugleich real und unrealistisch. Ihr Motor ist Wille zur Macht und Kraft des Willens. Wer aus Schwäche kapituliert, sollte sich an Wilhelm von Oranien erinnern: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“
Die Aufgabe der Nouvelle Droite hätte sein sollen, diesen Weg vorzubereiten. Sie muss ihre Irrtümer korrigieren und sich mit anderen europäischen Gruppen verbünden, die diese Analyse teilen.
Die wirksamste ideologische Linie scheint im doppelten Nein zu liegen: Nein zur multikulturellen und multiethnischen Gesellschaft – und Nein zum republikanisch-jakobinischen Nationalismus, der sie fördert. Ja zu einem großen föderalen Europa; Nein zu einem multikulturellen (und praktisch multiethnischen) Frankreich und Europa, das seine Türen für wachsende afro-asiatische und muslimische Gemeinschaften öffnet.”
Der Ethno-Kommunistarismus ist eine Blüte der Resignation. Als Zeichen der Schwäche wirkt er demobilisierend, während Remigration ein mobilisierender Mythos ist. Durch seine Islamophilie und Anbiederung an fremde, nichtassimilierte Parallelgesellschaften wirkt er spaltend. Er verprellt potenzielle einheimische Partner für eine Remigrationsallianz. In Frankreich konnte sich diese verquere Idee nicht durchsetzen. Der Versuch von Alain Soral sie mit der Liste “Egalité et Reconciliation” durchzusetzen scheiterte. Auch in Deutschland wird diese Idee scheitern. Je rascher das geschieht, desto weniger Verwirrung kann sie im patriotischen Lager anrichten.